[English version below.]

Was passiert, wenn wir tot sind?, fragt das Kind.

Vor einigen Tagen erhielt ich Post von Walter Siegfried. Er schickt mir einen Gruß aus seinem externen Gehirn. Walter ist Sänger, Performer, Wissenschaftler. Seit Jahrzehnten unterhält und pflegt er eine digitale Wunderkammer, einen umfangreichen Schatz an Wissen, Bildern, Tönen, Texten, Verknüpfungen, die er auf und entlang seines künstlerischen Weges aufgesammelt hat und archivierte: Sein externes, vorerst unsterbliches Gehirn. Gelegentlich öffnet Walter das dynamische Archiv des Computer Aided Memory und macht es im Rahmen von Veranstaltungen für die Öffentlichkeit hörbar, sichtbar, erlebbar. Für mein Paradisus-Projekt zog er das Foto eines Grabes heraus mit der handschriftlichen Erklärung „in Soglio ins Wasser gelegte Grabsteine“. Dazu ein Liedtext aus dem italienischen Liederbuch von Hugo Wolf, übersetzt von Paul Heyse nach Leopardi, Giusti, Carducci und Ada Negri:

Sterb‘ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder;
Ich wünsche nicht, dass ihr ein Grab mir grabt.
Gegenüber jenen Mauern legt mich nieder,
Wo ihr so manchmal mich gesehen habt.
Dort legt mich hin, in Regen oder Wind;
Gern sterb ich, ist’s um dich, geliebtes Kind.
Dort legt mich hin in Sonnenschein und Regen;
Ich sterbe lieblich, sterb ich deinetwegen.

Mit dem Kind im Liedtext ist vermutlich eine Frau gemeint, doch das nur am Rand. Was also passiert mit uns, wenn wir gestorben sind?
Unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen geben darauf unterschiedliche Antworten. Die Bestandteile des Menschseins werden je nach Weltanschauung am Ende getrennt wie auf dem Recyclinghof. Materie, Bewusstsein, Körper, Geist, auch Seele. Die Naturwissenschaften wissen etwas über die Zerfallsprozesse des Körpers und seiner organischen Materie zu sagen. Indigene Kulturen kennen zahlreiche Mythen und Erzählungen von Toten, die wiederkehren in verwandelter Gestalt, von Ahnen, die über die Lebenden wachen. Nur in einem sind sich alle einig: Der Tod ist verbunden mit einem großen Transformationsprozess. Und auch wenn es Menschen gibt, die von Nahtoderlebnissen berichten, von Lichtern, die sie sahen, und Gefühlen von Glück und unendlicher Liebe, so weiß doch niemand, was wirklich geschieht jenseits der finalen Schwelle, von der aus endgültig kein Zurück mehr möglich ist. Wir ändern unseren Aggregatszustand, unser Wesen. Verwesung findet statt.

Der Spur des Wassers folgen

Angeregt durch die Grabsteine von Soglio, folge ich der Spur des Wassers und der Flüssigkeiten. Entgegen der evangelischen Bestattungsformel „Erde zu Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube“ spielt im Prozess der Totentransformation in vielen Jenseitsvorstellungen das Element Wasser eine wichtige Rolle. In der griechisch-römischen Mythologie müssen die Gestorbenen zunächst ein Gewässer überqueren, den Fluss Styx, der die Grenze zwischen diesseitiger Welt und dem Totenreich markiert. Styx war auch der Name einer Göttin, und der Fluss ist im Altgriechischen weiblich, die Styx. Um den Fährmann Charon, der die Gestorbenen über den Fluss bringt, bezahlen zu können, wurde als Grabbeigabe eine Münze, ein Obolus, unter die Zunge der Leichen gelegt. Der Fährmann, so nahm man an, ist ein mürrischer alter Mann. Wer nicht zahlen kann, wartet am Ufer des Unterweltflusses Hundert Jahre lang, bevor Charon die Überfahrt gnädig gestattet.
Das Wasser des Flusses Styx besitzt besondere Eigenschaften. Der Held von Troja, Achilles, wurde von seiner Mutter darin gebadet und dadurch unverwundbar gemacht. Nur seine Ferse hatte die Mutter ausgelassen, weil sie ihn daran beim Tunken hielt. Später wurde dies zu Achilles Verhängnis. Merksatz für Helden: Unverwundbar ist nicht gleich unsterblich.
Das Wasser der Styx birgt Gefahren. Es zu trinken brachte Alexander dem Großen angeblich den Tod. Er soll damit vergiftet worden sein.

Noch heute weist der indische Fluss Ganges vergleichbare Qualitäten auf. An den Ghats von Varanasi werden nicht nur die Toten verbrannt und deren Asche und unverbrannte Leichenreste in den Fluss gekehrt, im Ganges zu baden bedeutet für gläubige Hindus Seelenreinigung. Das heilige Wasser dürfte dabei ebenso gefährlich sein wie das der Styx, Lebenselixier von Abermilliarden, teils toxischer Bakterien aufgrund der vielen Leichen und was sonst entlang des Flusslaufes an Fäkalien und Chemikalien, Pestiziden, Gerbstoffen, Fabrik- und Haushaltsabfällen ins Wasser gelangt. Bräunliche Trübnis. Ich bin einmal dort gewesen, das ist lange her. Eine fantastische Stadt. Der Ganges in Varanasi sprengt jede Vorstellung von Rationalität. Aber so muss es wohl sein, wenn der Tod den Lebenden auf nahem Raum begegnet. Da beginnt die Unvernunft, die Irrationalität, das wilde, mythische Denken und Empfinden.

Im Islam und im Judentum gilt, strenger als im Christentum, die Vorschrift der Leichenwaschung. Im zeitgenössischen Bestattungswesen ebenfalls. Wasser reinigt, spirituell wie hygienisch. Von der Antike an wurden Leichname als unrein angesehen. Nach islamischen Ritus sollen Verstorbene dreimal mit jeweils frischem Wasser gewaschen werden. Dem ersten Wasser wird Lotus zugesetzt, dem zweiten Kampfer, die letzte Reinigung erfolgt mit reinem Wasser. In den allermeisten Kulturen haben die Lebenden das Bedürfnis, sich abzugrenzen von den Toten, sie irgendwie von sich weg und unter Kontrolle zu halten. Erst mal sauber machen, damit alles eine Ordnung hat. Natürlich kann auch der Leichengeruch fürchterlich sein.

Die Nonnen von Ischia

Während einer Urlaubsreise, die mich kürzlich auf die Insel Ischia brachte, stieß ich auf ein außergewöhnlich gruseliges Bestattungsritual. Von wegen Flüssigkeiten, Gift und Gestank. Im Castello Aragonese, einer Burganlage und Sehenswürdigkeit von Ischia, die malerisch auf einem vorgelagerten Felsen im Meer thront, befand sich im Mittelalter ein Nonnenkloster. Die Festung selbst stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., wurde mehrmals um- und ausgebaut. Zeitweise suchte dort die einheimische Bevölkerung Schutz vor Goten, Vandalen und anderen Eroberern. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Burg zu einer kleinen Stadt. In dieser Zeit beherbergte sie fast 2000 Familien, außerdem eine Abtei, einen Bischofssitz, die Residenz eines Fürsten samt seiner Garnison und das Kloster der Klarissen. Der Orden geht auf Franz von Assisi und seine Anhängerin Klara von Favarone zurück. Heute befindet sich im ehemaligen Kloster ein Hotel mit wunderbaren, hoch über dem Meer liegenden Gärten, wo die Zutaten für die biologische Hotelküche wachsen und blühen. Einige steinerne Treppenstufen tiefer kann der „Nonnenfriedhof“ besichtigt werden. So heißt er im deutschsprachigen Beiblatt, das den Hotelgästen für ihre Besichtigungstouren durch das Castello an die Hand gegeben wird.

Als Friedhof wird hier eine Reihe fensterloser niederer Räume bezeichnet, ausgestattet mit Steinsesseln und Tropfrinnen. Auf die Sessel, die man ohne das erklärende Beiblatt für Toilettenstühle halten könnte, wurden die Leichen verstorbener Nonnen gesetzt. Das Fleisch verrottete langsam, die austretenden Säfte und Flüssigkeiten tropften in spezielle, unter den Stühlen aufgestellte Vasen. Erst wenn nur noch die Skelette übrig waren, wurden die Knochen ins Beinhaus gebracht. Das Makabre an diesem sehr speziellen Bestattungsvorgang waren die Pflichtbesuche der noch lebenden Nonnen in den Leichenräumen. Sie hatten sich täglich zum Gebet in die Gruft zu begeben. Sie sollten Anregung erhalten, über den Tod nachzudenken, über die absolute Überflüssigkeit des Körpers, der nur als Behälter für den Geist gesehen wurde. Der Aufenthalt im ungesunden sauerstoffarmen Klima der Räume, vermutlich brannten einige Kerzen, es muss unglaublich gestunken haben, führte dazu, dass etliche der Klarissen von Ischia erkrankten, sogar starben. Einen Moment lang fühlt man sich als Hotelgast nicht besonders wohl. Wieder an der frischen Luft vertreibt der Blick aufs weite Meer die Gruselgeister.

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Den See überqueren

Das ägyptische Wort für das Bassin, in das die toten Körper im Laufe des siebzigtägigen altägyptischen Einbalsamierungsrituals gelegt wurden, lautet Šj – See. Insofern muss auch die zukünftige Mumie im Prozess der Reinigung erst einen See durchqueren. Zuvor werden Prozeduren zur Entfernung der inneren Weichteile durchgeführt. Das Gehirn wird durch die Nase entfernt, die Eingeweide werden nach einem Schnitt in die Seite entnommen. Nur das Herz kommt eingewickelt in den Brustraum zurück. Die Organe werden separat in Deckelgefäßen, die Formen von Tierköpfen oder Menschenköpfen haben, beigesetzt. Die restlichen Innereien und Flüssigkeiten löst eine Natron-Harz-Lauge soweit auf, dass sie rektal aus dem Körper herausgepumpt werden können, der auf diese Weise für die Ewigkeit vorbereitet wird.

Hinabsteigen in sein Haus der Ewigkeit in sehr schönem Frieden,
auf dass er versorgt sei bei Anubis und Chontamenti,
nachdem ihm ein Totenopfer dargebracht wurde
an der Mündung des Schachtes,
nach dem Überqueren des Sees,
 nachdem er verklärt wurde durch die Vorlesepriester.

Ausziehen ins Gebirge des Westens
Nach dem Überqueren des Sees (…)

Möge ihm das Überqueren des Sees vollzogen werden,
möge er verklärt werden beim Vollzug der Riten durch den Vorlesepriester.

So lauten ägyptische Inschriften, die den Übergang ins Jenseits beschreiben (nach Jan Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten). Im Anschluss an die Abläufe am Bassin beginnt die vierzig Tage dauernde Phase der Austrocknung und Einsalzung. Zuletzt wird, was vom Körper übrig ist, Haut und Knochen, zur Mumie aufgebaut, durch Salbungen und Öle die Haut wieder geschmeidig gemacht.
Gemäß der altägyptischen Sicht löst der Stillstand des menschlichen Herzens die Verbindung der Glieder, alles zerfällt und zersplittert in Vielheit. Erst durch die Mumifizierung wird eine neue Ganzheit hergestellt. Tod bedeutet Zergliederung, Isolierung. Leben dagegen Verbindung, soziale Verknüpfung, Zusammenhang.

„Im Ägyptischen heißt ‚sich verwandeln in‘ dasselbe wie ‚entstehen aus‘.“
(Jan Assmann)

Der Körper, das Über-Flüssige. Tod als Austrocknung. Überqueren des Sees und Verklären durch Ritualworte der Totenliturgie. Im christlichen Ritus sind davon einige Spritzer Weihwasser erhalten geblieben. Der Weg der Israelitinnen und Israeliten von Ägypten ins Gelobte Land wird ja ebenfalls überliefert in Erzählungen von Trockenheit und Wasser – Teilung der Fluten, Durchquerung der Wüste. Ein Todesmarsch. Von den in Wasser eingelegten Grabsteinen auf dem Friedhof in Soglio in der Schweiz kann man durch ein Guckloch der Zeit bis zu Moses und den Pyramiden im Nahen Osten schauen.
Apropos: Was ist eigentlich aus den Weihwasserbecken am Eingang katholischer Kirchen geworden? In manchen Kirchen waren es kleine Tröglein neben der Tür, die wie die gekachelten Seifenschalen über den Badewannen in den Badezimmern der 60er Jahre aussahen. Sind die Weihwasserbecken mit Corona verschwunden? Oder vorher schon? Jedes Becken gefüllt mit einer Flüssigkeit, in die hinein die Gläubigen ihre gewaschenen und ungewaschenen Finger dippten. Nicht mehr hygienisch genug? Die Geschichte des Fortschritts ist auch eine Geschichte der Verdrängung des Spirituellen durch das Antibakterielle.

Doch noch einmal zurück in den Süden Italiens, zu den Ausgrabungen von Pompeij, eine Fährfahrt entfernt von der Insel Ischia. In Pompeij hinterließen die Gestorbenen ihre Körperformen in Asche. Jahrhunderte später, nachdem die realen Körper vertrocknet und zerfallen waren, entdeckten Archäologinnen und Archäologen diese Hohlformen und gossen sie aus. Das sind die „Leichen“ von Pompeij, die heute noch zu sehen sind. Skulpturen von schutzsuchenden, sich krümmenden, aneinander festhaltenden Gestalten. Inzwischen konnte durch neuere Untersuchungsmethoden belegt werden, dass einige der Figuren falsch gedeutet worden waren. Figuren, die als Frauen galten, waren tatsächlich Männer. Einer, der für die Mutter eines Kleinkindes gehalten wurde, war ein schwarzhäutiger mutmaßlicher Hausangestellter oder Sklave. Beim Ausgießen der Hohlformen waren auch Körperteile ergänzt worden, damit die Überreste nach vollständigen Menschen aussahen.

Beim Wandeln durch die Ruinen von Pompeij, der Stadt aus Stein, der riesigen Ausgrabungsstätte, frage ich mich, was von unserer heutigen Kultur einmal bleiben wird in Tausend, Zweitausend Jahren. Man wird uns möglicherweise für reichlich kulturlos halten. Unsere massenhaft erzeugten digitalen Schriften und Bilder, was haben die für einen Haltbarkeitswert? Unsere auf schlechtem Papier gedruckten Bücher? Unsere seriellen Büro- und Wohngebäude, Serverfarmen? Wer hat heute noch eine Wandmalerei im Wohnzimmer, ein Fresko in der Küche? Man wird denken, wir hätten Schlösser aus Luft gebaut und unsere Gedanken in Wasser geschrieben. Man wird uns für uninteressant und langweilig halten. Es gibt schlimmere Vermächtnisse. Und unsere Gräber, sofern wir welche hinterließen, werden von Regen, Wind und Sonnenschein unkenntlich gemacht, vom steigenden Meer bedeckt sein, darin sich die Wolken und der Himmel spiegeln.

English version as translated by deepl.com (free version)
– no guarantee for the accuracy and stile of language

Dying sweetly.
Soglio, Varanasi, Ischia, Pompeii

What happens when we are dead, asks the child.

A few days ago I received a letter from Walter Siegfried. He sent me a greeting from his external brain. Walter is a singer, performer and scientist. For decades, he has maintained and cultivated a digital cabinet of curiosities, an extensive treasure trove of knowledge, images, sounds, texts and links that he has collected and archived on and along his artistic path: his external, for the time being immortal brain. Walter occasionally opens the dynamic archive of his Computer Aided Memory and makes it audible, visible, an experience for the public. For my Paradisus Project, he pulled out a photo of a grave with the handwritten explanation “gravestones laid in water in Soglio”. Accompanied by a song text from Hugo Wolf’s Italian songbook, translated by Paul Heyse after Leopardi, Giusti, Carducci and Ada Negri:

When I die, wrap my limbs in flowers;
I do not wish you to dig a grave for me.
Opposite those walls lay me down,
Where you have seen me so often.
There lay me down, in rain or wind;
Gladly I die, it is for you, beloved child.
There lay me down in sunshine and rain;
I die sweetly, I die for your sake.

The child in the song lyrics, btw., probably refers to a woman.
So what happens to us when we die?

Different religions and worldviews have different answers to this question. Depending on the worldview, the components of being human are separated at the end as if in a recycling yard. Matter, consciousness, body, mind and soul. The natural sciences have something to say about the decay processes of the body and its organic matter. Indigenous cultures know numerous myths and tales of the dead returning in a transformed form, of ancestors watching over the living. There is only one thing that all are agreeing on: death is associated with a major transformation process. And even though there are people who report near-death experiences, lights they have seen and feelings of happiness and infinite love, no one knows what really happens beyond the final threshold, from which there is ultimately no turning back. We change our aggregate state, our essence. Decomposition takes place.

Following the trail of water

Inspired by the gravestones of Soglio, I follow the trail of water and liquids. Contrary to the Protestant burial formula “earth to earth, ashes to ashes, dust to dust”, the element of water plays an important role in the process of death transformation in many concepts of the afterlife. In Greco-Roman mythology the deceased must first cross a body of water, the River Styx, which marks the boundary between this world and the realm of the dead. Styx was also the name of a goddess, and in ancient Greek the river Styx is female. In order to pay the ferryman Charon, who took the deceased across the river, a coin, an obolus, was placed under the tongue of the corpses as a burial offering. The ferryman, it was assumed, was a grumpy old man. Those who cannot pay have to wait on the banks of the underworld river for a hundred years before Charon graciously allows them to cross.
The water of the river Styx has special properties. The hero of Troy, Achilles, was bathed in it by his mother, making him invulnerable. Only his heel was left out by his mother because she held him by it while dipping him. This later became Achilles‘ fate. A mnemonic for heroes: Invulnerable does not mean immortal.
The waters of the Styx harbor dangers. Drinking it supposedly brought death to Alexander the Great. He is said to have been poisoned by it.

In our days, the Indian river Ganges has similar qualities. Not only are the dead cremated at the ghats of Varanasi and their ashes and unburnt remains swept into the river, for devout Hindus whatsoever, bathing in the Ganges means cleansing the soul. The holy water is probably just as dangerous as the Styx, being the elixir of life for billions and billions of bacteria, some of which are toxic due to the many corpses and other feces and chemicals, pesticides, tanning agents, factory and household waste that end up in the water along the course of the river. Brownish turbidity. I was there once, a long time ago. A fantastic city. The Ganges in Varanasi goes beyond any notion of rationality. But that’s how it must be when death meets the living in close proximity. This is where unreason, irrationality, wild, mythical thinking and feelings begin.

In Islam and in Judaism, the regulation of washing the corpse is stricter than in Christianity. The same applies to contemporary burial practices. Water cleanses, both spiritually and hygienically. From ancient times, corpses were considered unclean. According to Islamic rites, the deceased should be washed three times with fresh water. Lotus is added to the first water, camphor to the second and pure water is used for the final cleansing. In the vast majority of cultures, the living have a need to separate themselves from the dead, to somehow keep them away from them and under control. First of all, we clean up so that everything is in order. Of course, the smell of corpses can also be terrible.

The nuns of Ischia

During a recent vacation trip to the island of Ischia, I came across an exceptionally creepy burial ritual. In the Castello Aragonese, a castle complex and tourist attraction on Ischia, which sits picturesquely on a rock in the sea, there used to be a nunnery in the Middle Ages. The fortress itself dates back to the 5th century BC and was rebuilt and extended several times. At times, the local population sought protection there from Goths, Vandals and other conquerors. Towards the end of the 16th century, the castle developed into a small town. At this time, it was home to almost 2,000 families, as well as an abbey, a bishop’s seat, the residence of a lord and his garrison and the monastery of the Poor Clares. The order goes back to Francis of Assisi and his follower Clare of Favarone. Today, the former convent is home to a hotel with wonderful gardens high above the sea, where the ingredients for the hotel’s organic cuisine grow and flourish. The “nuns‘ cemetery” can be visited a few stone steps below. This is the name given to it in the German-language leaflet provided to hotel guests for their tours of the Castello.

The cemetery consists of a series of low rooms without windows, furnished with stone armchairs and drip trays. The bodies of deceased nuns were placed on the armchairs, which could be mistaken for toilet chairs if it weren’t for the explanatory leaflet. The flesh slowly decomposed and the juices and liquids dripped into special vases placed under the chairs. Only when completely dried out, the skeletons and bones were taken to the ossuary. The macabre thing about this very special burial process was the compulsory visits to the mortuaries by the nuns who were still alive. They had to go to the crypt every day to pray and as an encouragement to reflect on death, on the absolute superfluousness of the body, which was only seen as a container for the spirit. Staying in the unhealthy, oxygen-poor climate of the rooms, probably with a few candles burning, it must have stunk incredibly, led to many of the Poor Clares of Ischia falling ill and even dying. For a moment, you don’t feel particularly comfortable as a hotel guest. Back out in the fresh air, the view of the blue sea chases away the creepy ghosts.

Crossing the lake

The Egyptian word for the basin in which the dead bodies were placed during the seventy-day ancient Egyptian embalming ritual is Šj – lake. In this respect, the future mummy must also first pass through a lake in the process of purification. Prior to this, procedures are carried out to remove the internal soft tissue. The brain is removed through the nose, the intestines are removed after an incision in the side. Only the heart is wrapped and returned to the chest cavity. The organs are buried separately in lidded containers shaped like animal or human heads. The remaining intestines and fluids are dissolved in a sodium bicarbonate solution so that they can be pumped rectally out of the body, which is thus prepared for eternity.

Descend into his house of eternity in very beautiful peace,
so that he may be cared for by Anubis and Chontamenti,
after offering him a funeral sacrifice at the mouth of the shaft,
after crossing the lake,
 after he was transfigured by the priests who read aloud.

Departure to the mountains of the west
After crossing the lake (…)

May the crossing of the lake be accomplished for him,
may he be transfigured in the performance of the rites by the reading priest.

These are the Egyptian inscriptions that describe the transition to the afterlife (according to Jan Assmann: Tod uns Jenseits im Alten Ägypten). Following the procedures at the pool, the forty-day phase of desiccation and salting begins. Finally, what is left of the body, skin and bones, is rebuilt into a mummy and the skin is made smooth again by anointing and oiling.
According to the ancient Egyptian view, the stagnation of the human heart loosens the connection of the limbs, everything disintegrates and fragments into multiplicity. It is only through mummification that a new wholeness is created. Death means fragmentation, isolation. Life, on the other hand, means connection, social linkage, coherence.

“In Egyptian, ‚to transform into‘ means the same as ‚to emerge from‘.”
(Jan Assmann)

The body, the superfluid. Death as dehydration. Crossing the lake and transfiguration through the ritual words of the funeral liturgy. A few splashes of holy water have been preserved in the Christian rite. The journey of the Israelites from Egypt to the Promised Land is also narrated in stories of drought and water – the parting of the floods, crossing the desert. A death march. From the tombstones immersed in water in the cemetery in Soglio in Switzerland, one can look through a peephole in time to Moses and the pyramids in the Middle East.
Apropos: What has actually happened to the holy water stoup at the entrance to Catholic churches? In some churches, they were little stoups next to the door that looked like the tiled soap dishes above the bathtubs in the bathrooms of the 1960s. Have the holy water basins disappeared during the times of COVID? Or even before? Each basin was filled with a liquid into which the faithful dipped their washed and unwashed fingers. No longer hygienic enough? The history of progress is also a history of the displacement of the spiritual by the antibacterial.

But back to the south of Italy, to the excavations of Pompeii, a ferry ride away from the island of Ischia. In Pompeii, the dead left their body forms in ashes. Centuries later, after the real bodies had dried up and decayed, archaeologists discovered these hollow forms and poured them out. These are the “corpses” of Pompeii that can still be seen today. Sculptures of people seeking protection, writhing and clinging to each other. More recent research methods have since shown that some of the figures had been misinterpreted. Figures that were thought to be women were actually men. One, who was thought to be the mother of an infant, was a black-skinned presumed domestic servant or slave. Body parts had also been added when the hollow molds were poured, to make the remains look more like humans.

Walking through the ruins of Pompeii, the city of stone, the huge excavation site, I wonder what will remain of our present-day culture in a thousand or two thousand years‘ time. We will probably be considered to be quite cultureless. Our mass-produced digital writings and images, what is their lasting value? Our books printed on poor quality paper? Our serialized office and residential buildings, server farms? Who still has a mural in the living room or a fresco in the kitchen? They who follow us will think we have built castles out of air and written our thoughts in water. They will think we were uninteresting and boring. There are worse legacies. And our graves, if we left any, will be made unrecognizable by rain, wind and sunshine, covered by the rising sea, reflecting the clouds and the endless sky.