UND

Es begegneten mir Leute, die behaupteten, alles hinge miteinander zusammen. Es begegneten mir andere Leute, die hielten diese Sicht auf die Welt für spirituellen Quatsch. Ich persönlich habe mich noch nicht entschieden, zu welcher Art Leute ich gehören möchte. Erprobe aber immer öfter die Möglichkeiten des Zusammenhängens, was von oben betrachtet, also wenn man sämtliche Verbindungslinien zwischen uns Leuten ziehen und mehr oder weniger gottgleich von oben darauf herabschauen würde, hübsche Muster unten macht. Von oben könnte man vermutlich allein aus den Bewegungen unseres Hingezogenseins zu jemandem und Abgestoßenwerdens unendlich viele, wunderbare ornamentale Gebilde erkennen. Wiederkehrende Fraktale, Mandelbrotbäumchen. Das sind die Dinger, die aus mehreren verkleinerten Kopien ihrer selbst bestehen. So als ob all unsere Begegnungen, Freundschaften und Feindschaften, Lieben, Zuneigungen und Abneigungen, all die vermeintlichen Zufälle des Aufeinandertreffens, der Kontaktaufnahme, und sei es nur durch Blicke, Naserümpfen oder dadurch, dass man sich unversehens zusammen in einem Raum, einem U-Bahnwagon oder im Lift zur Plattform eines Aussichtsturms befindet, so als ob jeder Impuls von mir zu dir (oder von dir zu mir) die verkleinerte, oder auch vergrößerte Kopie einer Dimension des eigenen Selbst wäre.
Unter ästhetischen Gesichtspunkten wäre das Zusammenhängen von Allem mit Jedem unbedingt zu bevorzugen. Doch das ist nur eine meiner Theorien, die ich gelegentlich entwerfe, um das Menschsein zu verstehen, und die nur standhält so lange bis jemand widerspricht oder eine attraktivere Theorie sie widerlegt.

 

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